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Geschichte der SGV-Abteilung Fleckenberg im Schmallenberger Sauerland

Geschichte der SGV-Abteilung Fleckenberg

Einweihung der SGV-Quelle zwischen Fleckenberg und Jagdhaus 1942
Einweihung der SGV-Quelle zwischen Fleckenberg und Jagdhaus 1942

Im Jahre 1891 kommt es am 1. August zur Gründung der SGV Abteilung Fleckenberg. Erster Vorsitzender wird der Sägemüller Ludwig Schäfers.

In der Anfangszeit des Bestehens ist das Bestreben den Fremdenverkehr zu fördern, somit wird in dieser Phase z.B. mit dem Bau des Weges durch den Hagen begonnen und an weiteren neu geschaffenen Wanderwegen Ruhebänke aufgestellt.

5 Jahre nach der Gründung, im Jahr 1896, hat der Verein 15 Mitglieder, die Abgabe an den Hauptverein beträgt pro Mitglied 1,50 Mark.

 

Am 4. Februar 1906 kommt es zur Gründung des Bezirks „Hunau-Wilzenberg“. Die SGV Abteilung Fleckenberg gehörte bis dahin zum Bezirk Oberlenne und sie bleibt auch vorläufig dort.

Am 17. Mai 1914 wird im Rahmen einer Wanderung zum Beerenberg beschlossen, dort einen einfachen Turm zu bauen, um die Aussicht zu genießen, aber der Ausbruch des 1. Weltkrieges im gleichen Jahr verhindert die Umsetzung dieser Idee.

 

Im September 1914 sammelt die SGV Abteilung Geld bei ihren Mitgliedern und lässt mit dessen Hilfe den Fleckenberger Kriegsteilnehmern einen Feldpostbrief mit 1 kleinem Päckchen Tabak, 10 Zigaretten und 10 Zigarren zukommen. Eine Karte folgenden Inhalts wird beigelegt:

 

„An die wackeren Krieger aus Fleckenberg!

Der Sauerl. Gebirgsverein sendet Ihnen anbei etwas Rauchbares aus der Heimat. Frisch drauf! Mit Dampf geht’s ja besser. Wir hoffen, daß Sie alle heil wieder kommen.

Mit herzl. Grüßen aus den sauerl. Bergen.

SGV Abteilung Fleckenberg

I.A. Lehrer Hessmann, Schriftführer“

 

Im Oktober 1914 wird beschlossen die Geschichte des Vereins aufzuschreiben und im gleichen Jahr tritt die Abteilung dem Bezirk Hunau-Wilzenberg bei.

 

In den Kriegsjahren ruhen die Tätigkeiten des Vereins fast vollständig, auch das 25-Jährige Vereinsjubiläum im Jahre 1916 wird nicht gefeiert. Erst am 16. März 1919 wird die Abteilung im Rahmen einer Versammlung wieder zum Leben erweckt. Die Mitgliederzahl beträgt 29 Personen.

 

Im Jahr 1920 hat der Verein 34 Mitglieder, doch zur Generalversammlung erscheinen nur 9 Personen. Daher wird in der Versammlung beschlossen, aufgrund des mangelnden Interesses an den Verein, den Anschluss an den Hauptverein abzubrechen und den Verein ohne Beitragserhebung ruhen zu lassen. Ebenso wird auch kein neuer 1. Vorsitzender für den bisherigen Lehrer Hessmann gewählt, der den Vorsitz aufgrund einer Erkrankung niedergelegt hatte.

 

Am 9. Oktober 1921 treffen sich 14 Mitglieder im Gasthof Frisse, um den Verein wieder aufleben zu lassen. Es wird beschlossen, neben dem Wandern auch weitere Unterhaltungen anzubieten und ein „Kartoffelfest“ geplant, welches schon eine Woche später am 16. Oktober mit einer Menge an großen und kleinen Naturfreunden in der Wulweskuhle gefeiert wurde. Zum neuen 1. Vorsitzenden wird Albin Wulff gewählt.

 

Am 4. Dezember 1921 findet eine ordnungsgemäß einberufene Versammlung der SGV Abteilung im Gasthof Schneider statt. Das einzige Thema in dieser Versammlung ist das Verhältnis zum Hauptverband.

Es wird kritisiert, dass der SGV mehr Verkehrsverein als Heimatverein sei und sich immer mehr von seinen Mitgliedern im Sauerland entferne. Da sich die anwesenden Mitglieder somit nicht mehr für den SGV begeistern können, wird der Verein zwar nicht aufgelöst, aber alle Mitglieder treten aus dem Verein aus, der Verein existiert also nur noch auf dem Papier.

 

Dieser Zustand bleibt bis zum 28. April 1928 bestehen, dann kommt es an diesem Tag zu einer neuen Gründungsversammlung im Gasthof Kohle. 1. Vorsitzender wird Richard Hennecke und schon kurze Zeit später können 25 Mitglieder der Hauptgeschäftsstelle gemeldet werden.

 

Im Jahr 1931 kommt es zur Einrichtung einer „Auskunftsstelle für Fremde“.

Bei der Weihnachtsfeier am 1. Januar 1933 im Gasthof Frisse wird zum ersten Mal eine Verlosung erwähnt, die auch heute noch fester Bestandteil einer jeden Generalversammlung  ist.

Am 14. August desselben Jahres findet im Gasthof Pieper eine außerordentliche Generalversammlung statt. Thema ist ein Rundschreiben des Hauptverbandes, in dem es um die „Gleichschaltung“ geht.

 

Waren die Protokolle bis dahin entweder nur mit dem Namen des Schriftführers unterschrieben, ggf. ergänzt mit „Frisch auf!“, taucht nun auch der Zusatz „Heil Hitler“ auf. Ab diesem Zeitpunkt wandelt sich zudem in den Protokollen die Bezeichnung „1. Vorsitzender“ in „Abteilungsführer“. Seit dem Jahr 1939 heißt es auch nicht mehr „Vorstand“ und „Vorstandssitzung“ sondern „Führerrat“ und „Führerratssitzung“.

 

Im Jahr 1941 existiert die SGV Abteilung Fleckenberg 50 Jahre. Aufgrund des herrschenden Weltkrieges kann auch dieses Jubiläum nicht entsprechend gefeiert werden: „Der Krieg zwingt uns, dies auf eine bessere Zeit zu verschieben.“ (Protokoll Jubiläumstagung am 26.10.1941)

Geplant ist zum Jubiläum eine Quelleinfassung auf dem Weg nach Jagdhaus zu schaffen, doch die Kriegszeiten verhindern eine Anfertigung im Jubiläumsjahr. Erst 1942 kann die Quellfassung fertig gestellt und am 20. September 1942 eingeweiht werden.

 

In die Quelleinfassung wurde eine Urkunde mit folgendem Inhalt eingemauert:

 

„In schwerer Kriegszeit feierten die Abteilungen Fleckenberg und Jagdhaus des Sauerländischen Gebirgsvereins ihr 50 jährigen Bestehen. Zur Erinnerung wurden trotz mancherlei Schwierigkeiten am Wege Fleckenberg – Jagdhaus diese Quelleinfassung in großer Notzeit hergestellt, späteren Geschlechtern kündend von der regen Arbeit und dem Eifer der Mitglieder beider Gruppen.

Den Entwurf gefertigte Hubert Ermecke aus Fleckenberg an. Das Mauerwerk errichtete der Maurermeister Franz Brüggemann in Schmallenberg.

Die Abteilung Fleckenberg zählt zur Zeit 65 Mitglieder. Kaufmann Richard Hennecke ist Abteilungsführer. Die Abteilung Jagdhaus, aus der Abteilung Fleckenberg entstanden, hat 35 Mitglieder. Abteilungsleiter ist der Besitzer der Sommerfrische Jagdhaus, Franz Wiese.

Heimatsinn stand an der Wiege der Gründung der Abteilung und des Gesamtvereins. Heimatliebe führte das begonnene Werk erfolgreich weiter. Treue Vaterlandsliebe ließ über 100 Männer aus der Gemeinde in ferne Länder ziehen, um die schöne Heimat, das Land der tausend Berge zu schützen. Möge die Zukunft uns Männer und Frauen schenken, die in selbstloser Arbeit für unser schönes Sauerland wirken in einem einigen glücklichen Deutschland.

Fleckenberg und Jagdhaus, am 15. August 1942

gez. R. Hennecke                  gez. F. Wiese“

 

Die Quelleinfassung bekommt den Namen „Ludwigsquelle“, „um 2 Männer zu ehren, denen die Abteilungen viel zu verdanken haben: Ludwig Schäfers hat sie ins Leben gerufen, und Ludwig Lingemann hielt sie in schwierigen Zeiten über Wasser.“ (aus Protokoll von H. Wurmbach zur Einweihung der Quellfassung am 20. September 1942)

 

In den letzten Kriegsjahren ruht die Vereinsarbeit fast vollständig und wird im Rahmen einer Vorstandssitzung am 18. Juli 1946 im Gasthof Frisse wieder aufgenommen.

 

Am 14. und 15. September 1991 feiert die SGV Abteilung ihr 100-Jähriges Jubiläum. Dazu wird am Samstag noch einmal das Theaterstück „Die letzte Wolfsjagd“ aufgeführt, welches bereits 1982 anläßlich des 700-Jährigen Bestehens von Fleckenberg gespielt wurde.

Am Sonntag findet dann im Dorf ein großer Festzug u.a. mit den SGV-Abteilungen aus den Nachbarorten statt und anschließend ein Festakt in der Schützenhalle, in dessen Rahmen der Abteilung die Eichendorff-Plakette verliehen wird.

Diese Medaille wurde für große Verdienste um das Wander- und Naturschutzwesen vom früheren Bundespräsidenten Carl Carstens ins Leben gerufen, und wird heute besonders verdienten Wanderorganisationen, die bereits seit 100 Jahren bestehen, überreicht.

 

Während in den ersten Jahrzehnten des Vereinsbestehens sich die Aktivitäten auf das Aufstellen einiger Bänke und Wanderungen im Umkreis von Fleckenberg beschränkten, bietet die Abteilung heutzutage vielseitige Unternehmungen für Jung und Alt an.

Dazu gehören u. a. Frühstücks-, Halbtags- und Tageswanderungen bis hin zu Wochenendtouren und mehrtägigen Wanderfahrten im In- und Ausland.

 

1.      Vorsitzende der SGV Abteilung Fleckenberg

 

Name

Zeitraum

Sägemüller Ludwig Schäfers

1891 - 1896

Ludwig Lingemann

1896 - 1912

Theo Cordes

1912 - 1919

Lehrer Hessmann

1919 - 1920

Albin Wulff

1921

Der Verein ruhte vom

20.11.1921 – 27.04.1928

Richard Hennecke

1928 - 1950

Hubert Schäfers

1950 - 1957

Hubert Föster

1957 - 1963

Reinhard Adams

1964 - 1999

Theo Cordes

1999 - 2005

Peter Gawehn

2005 -